mira k
LESEZEIT: 06-08min
Als ich bei Fridays For Future war, hat mich die Untätigkeit der Politik traurig gemacht. Heute ärgert sie mich viel mehr. Also so: Das kann doch nicht sein! Das kann doch nicht sein, dass wir immer noch in fossile Projekte investieren. Oder: Das kann doch nicht sein, dass sich die Politik schöne Ziele setzt, aber ohne konkrete Maßnahmen und ohne einen Fahrplan.
Mit meinen Engagement bei Fridays For Future hab ich begonnen, als ich von der Hauptuni auf die Boku wechselte, von der Politikwissenschaft zum Ressourcenmanagement. Ich war dann eineinhalb Jahre intensiv dabei. Das war schon extrem cool, ich habe sehr viel gelernt und viele tolle Leute kennen gelernt. Ich glaube, dass ich da auch einen kleinen Beitrag geleistet hab. Und ich bewundere auch alle Leute, die immer noch dabei sind und das weiter durchziehen.
Mir ist es irgendwann viel zu viel geworden. Ich hab es nicht geschafft, diese Arbeit zurückzuschrauben, mir selber Stopp zu sagen. Weil das Thema ist so groß und so dringend, und es gibt noch so viel zu tun, und wenn man es selber nicht macht, muss es entweder eine andere machen, die auch schon viel zu tun hat, oder es wird gar nicht gemacht.
Mir ist es irgendwann viel zu viel geworden. Ich hab es nicht geschafft, diese Arbeit zurückzuschrauben, mir selber Stopp zu sagen. Weil das Thema ist so groß und so dringend, und es gibt noch so viel zu tun, und wenn man es selber nicht macht, muss es entweder eine andere machen, die auch schon viel zu tun hat, oder es wird gar nicht gemacht.
Eigentlich wollte ich nur für ein, zwei Monate pausieren. Doch da hab ich erst gemerkt, wie sehr mich das alles belastet hat. Nicht nur vom Arbeitsaufwand her, sondern auch inhaltlich. Das Thema Klimakrise kann einfach sehr traurig machen. Mir ist es nach einiger Zeit so viel besser gegangen. Ich hab es bis jetzt nicht geschafft, wieder zurückzukommen, in meinem Kopf ist da irgendwie eine Blockade. Deswegen war ich auch auf der Suche nach etwas anderem, wo die freiwillige Arbeit überschaubar ist, zeitlich klar begrenzt, mit fixen Terminen und genug Platz für andere Dinge und vor allem fürs studieren. Ich bin sehr glücklich mit diesem Studium. Noch glücklicher werde ich natürlich sein, wenn ich damit fertig bin und mich ganz aufs “Welt verändern”, auch im beruflichen Kontext, konzentrieren kann.
Es war meine Mitbewohnerin, die mich auf das "mitgehn"-Projekt gebracht hat. Sie hat für sich geschaut, was es im sozialen Bereich an ehrenamtlichen Projekten so gibt, auch bei der Frauenberatung, und so ist sie darauf gestoßen und hat mir davon erzählt. Ich hab das cool gefunden und mich auch angemeldet.
Da das Projekt in der Pilot-Phase ist, hatte ich jetzt noch nicht so viele Begleittermine. Ich war mit einer Klientin bei einer Wohnungsbesichtigung, mit einer anderen bei der Pensionsversicherungsanstalt, mit einer dritten bei der MA 35, das war wegen ihrem Antrag auf die Staatsbürgerschaft. Bei diesen drei Terminen war es so, dass auch andere Begleitpersonen dabei waren, zwei Mal Verwandte und ein Mal eine Nachbarin. Das ist jetzt nicht die Regel bei den "mitgehn"-Terminen, aber ich hab trotzdem überlegt, ob es vielleicht gar nicht notwendig war, dass ich dabei war.
Gleichzeitig denke ich mir, dass meine Anwesenheit schon unterstützen kann. Ich war ja selber öfter im Ausland und daher weiß ich, dass es bei Amtswegen immer angenehm ist, wenn jemand mit war, der oder die aus dem Land ist, die Sprache kann, die unausgesprochenen Regeln kennt. Das nimmt viel Angst. So ist es zumindest mir gegangen. Und es sind ja die Frauen selbst, die um eine Begleitung anfragen. Es ist ja nicht so, dass ihnen das irgendwie zugeteilt wird, sondern es sind sie, die sich melden und sagen, sie hätten gerne, dass jemand mitgeht.
Bei einer meiner Auslandserfahrungen war das so: Ich habe nach der Schule einen Freiwilligendienst in Ecuador gemacht, über die Caritas, beziehungsweise über die Internationalen Freiwilligeneinsätze. Ich hab dort ein halbes Jahr mit Kindern gearbeitet, in einer Schule für Inklusion und Integration. Und weil Ecuador kein EU-Land ist, haben wir da etliche Amtswege erledigen müssen. Auch das Visum mussten wir vor Ort noch einmal beantragen und diverse Dokumente hinterlegen, und bei diesen Terminen war immer unsere Koordinatorin dabei, die aus Ecuador ist. Das war sehr beruhigend, auch wenn ich selbst schon Spanisch konnte.
Es sind ja oft nur Kleinigkeiten, die einen gleich verunsichern können: Muss man sich da jetzt anstellen oder muss man irgendwo eine Nummer ziehen oder was auch immer. Daran musste ich jetzt bei diesen "mitgehn"-Einsätzen denken: Es war für die Frauen wahrscheinlich angenehmer, diesen Rückhalt zu haben, dieses Backup, falls irgendetwas unverständlich ist, jemand zu schnell redet, was auch immer.
Es sind ja oft nur Kleinigkeiten, die einen gleich verunsichern können: Muss man sich da jetzt anstellen oder muss man irgendwo eine Nummer ziehen oder was auch immer. Daran musste ich jetzt bei diesen "mitgehn"-Einsätzen denken: Es war für die Frauen wahrscheinlich angenehmer, diesen Rückhalt zu haben, dieses Backup, falls irgendetwas unverständlich ist, jemand zu schnell redet, was auch immer.
Wir bekommen zu den Klientinnen nicht viel Information. Wir sind nicht Betreuerinnen, sondern Begleiterinnen. Das heißt, ich bin vielleicht etwas distanzierter zu den Menschen, weil ich sie ja nicht richtig kenne, ich seh sie ja nur kurz und beim nächsten Termin ist es wieder jemand anderer. Andrerseits bin ich jetzt nicht jemand, den die einzelnen Geschichten unberührt lassen. Zum Beispiel die Staatsbürgerschaftsgeschichte.
Diese Frau hat fest damit gerechnet, dass sie die Staatsbürgerschaft jetzt endlich bekommt, aber wegen einem formalen Detail ist es gescheitert. Weil sie ihr beim letzten Termin nicht alle Infos gegeben haben, hat sie die Staatbürgeerschaft wieder nicht bekommen und muss jetzt noch einmal zwei Jahre warten. Das ist nicht leicht.
Diese Frau hat fest damit gerechnet, dass sie die Staatsbürgerschaft jetzt endlich bekommt, aber wegen einem formalen Detail ist es gescheitert. Weil sie ihr beim letzten Termin nicht alle Infos gegeben haben, hat sie die Staatbürgeerschaft wieder nicht bekommen und muss jetzt noch einmal zwei Jahre warten. Das ist nicht leicht. Und wenn ich da dabeisitze und mitbekomme, wie diese Frau, die so hoffnungsvoll da hineingegangen ist, mit zwei riesigen Taschen voller Dokumente, dann in die Enttäuschung und Kraftlosigkeit kippt, da würd ich natürlich gern mehr für sie tun.
Ich wusste, dass der österreichische Staat ein bürokratisches Ungetüm ist, aber das war dann trotzdem etwas, wo man nur noch den Kopf schütteln kann. Dass jemand wegen einer Kleinigkeit für zwei Jahre am Wartegleis landet. Der Termin war in der MA 35, das ist die Wiener Magistratsabteilung für Einwanderung und Staatsbürgerschaft, und von der hab ich im Vorfeld nichts Gutes gehört. Ich hab also erwartet, dass es schwierig wird. Aber die Dame, die das mit uns gemacht hat, die war sehr freundlich. In diesem Fall ist es anscheinend das Gesetz, das unfreundlich ist.